Hantavirus: wie man einer Ansteckung vorbeugt (2024)

Immunsystem

Veröffentlicht am:21.11.2022

4 Minuten Lesedauer

Hantaviren werden über Nagetiere auf den Menschen übertragen, in Deutschland am häufigsten über die Rötelmaus. Sie können grippeähnliche Symptome auslösen. Hier erfahren Sie, wie Sie sich vor einer Infektion mit dem Hantavirus schützen können.

Hantavirus: wie man einer Ansteckung vorbeugt (1)

Inhalte im Überblick

  • Was sind Hantaviren?
  • Wie man sich mit Hantaviren ansteckt und wie man sich schützen kann
  • Welche Krankheiten löst das Hantavirus aus?
  • Das Hantavirus in Deutschland: zeitliche und regionale Spitzen

Was sind Hantaviren?

Es gibt unterschiedliche Hantavirustypen, die Erkrankungen verursachen. Hantaviren gibt es weltweit, aber in einzelnen Regionen kommen bestimmte Hantaviren jeweils besonders oft vor. Das Hantavirus, das in Deutschland am häufigsten nachgewiesen wird, heißt Puumalavirus. Vor allem im Süden und Westen Deutschlands ist es für die meisten Erkrankungen verantwortlich. Im Norden und Osten stecken sich Menschen eher mit dem Dobrava-Belgrad-Virus (Kurkino-Variante) an. Weitere Virustypen, die in Deutschland allerdings selten nachgewiesen wurden, sind das Tulavirus und das Seoulvirus.

Die Überträger von Hantaviren sind vor allem Nagetiere wie Mäuse oder Ratten, die selbst nicht erkranken. Jeder Hantavirustyp hat ein Wirtstier, von dem er abhängig ist. Das bedeutet, dass es nur dort, wo diese Tiere leben, auch diesen Virustyp gibt. Das Wirtstier des Puumalavirus ist die Rötelmaus. Beim Dobrava-Belgrad-Virus der Kurkino-Variante ist es die Brandmaus.

Wie man sich mit Hantaviren ansteckt und wie man sich schützen kann

Die Hantavirustypen, die in Deutschland vorkommen, werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen, sondern ausschließlich vom Tier zum Menschen. Diesen Übertragungsweg nennt man Zoonose. Die Viren werden von infizierten Nagern über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Außerhalb des Wirtskörpers können Hantaviren einige Tage ansteckend bleiben.

Eine Übertragung auf Menschen erfolgt durch das Einatmen virushaltiger Luftpartikel, durch Bisse oder dadurch, dass verletzte Haut mit virushaltigem Staub oder Erde in Kontakt kommt. Außerdem ist eine Übertragung über Lebensmittel möglich, an denen Ausscheidungen infizierter Nager haften. Weil man sich also weder bei Erkrankten ansteckt, noch im eigenen Krankheitsfall das Virus weiterverbreitet, ist eine Isolation nicht notwendig.

Ein Impfstoff gegen Hantaviren und auch eine spezifische antivirale Therapie stehen nicht zur Verfügung. Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer lebenslangen Immunität gegenüber dem jeweiligen Virustyp, andere Typen bleiben aber auch für Genesene ansteckend. Deshalb sind die wichtigsten Regeln der Ansteckungsprävention: den Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren vermeiden und das Eindringen von Nagern in Wohnbereiche verhindern.

Konkrete Schutzmaßnahmen

  • Hände waschen nach Aufenthalt in Kellern, Schuppen oder auf Dachböden
  • Nager im Umfeld menschlicher Wohnbereiche bekämpfen
  • Lebensmittel und Tierfutter verschlossen aufbewahren
  • verschließbare Müllbehältnisse benutzen
  • keine Essensreste und tierische Abfälle auf den Gartenkompost werfen
  • Schlupflöcher verschließen
  • Nistmöglichkeiten (Sperrmüll, Abfallhaufen) beseitigen

Bei der Reinigung von Räumen, in denen sich Kot oder tote Nager befinden, ist zu beachten:

  • vor Beginn gründlich lüften (mindestens 30 Minuten)
  • Gummihandschuhe und eng anliegende Atemschutzmaske tragen, empfohlen wird eine FFP3-Maske
  • möglichst wenig Staub aufwirbeln
  • keinen Staubsauger benutzen – das Gebläse verteilt mögliche Viren in der Luft
  • tote Mäuse und Kot mit Reinigungsmittel besprühen (Schutz gegen Staub)
  • Mäuse und Kot in verschlossener Plastiktüte über den Hausmüll entsorgen
  • direkt nach der Reinigung duschen; Arbeitskleidung waschen

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Bei welchen Tätigkeiten besteht erhöhte Ansteckungsgefahr?

Hantavirus-Infektionen sind ganzjährig möglich, aber von Mai bis Septemberam häufigsten. Vorsicht ist geboten bei:

  • Arbeiten in Forstwirtschaft oder Bauwesen
  • Fegen von Garage, Schuppen, Dachboden, Keller und Ähnlichem
  • Aufenthalt in Gebäuden, in denen Nager vorkommen oder vorkamen
  • Gartenarbeit, Holzschlagen oder -stapeln
  • Zelten, Joggen oder Ähnliches in Gegenden, in denen Nager häufig sind
Hantavirus: wie man einer Ansteckung vorbeugt (3)

© iStock / abadonian

Welche Krankheiten löst das Hantavirus aus?

Die Symptome einer Hantavirus-Infektion hängen vom Virustyp ab. Viele Infizierte zeigen gar keine Symptome. Zeigen sich doch Symptome, so sind diese meist grippeähnlich und erscheinen nach einer Inkubationszeit von zwei bis vier Wochen:

  • plötzlich einsetzendes Fieber über drei bis vier Tage
  • Kopf-, Muskel-, Gliederschmerzen
  • Rachenrötung, Husten

Weitere mögliche Hantavirus-Symptome sind:

  • Rückenschmerzen
  • Sehstörungen oder lichtempfindliche Augen
  • Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
  • Blutdruckabfall
  • eingeschränkte Nierenfunktion: Die symptomatischen Erkrankungen im Zusammenhang mit den Nieren werden unter dem Begriff „Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom“ zusammengefasst. Es handelt sich oftmals um milde Verläufe, doch es sind Nierenfunktionsstörungen bis hin zu einem akuten Nierenversagen möglich, das eine Diaylyse erforderlich macht. Selten kommt es zur Beteiligung der Lungen oder zu äußeren Blutungen.

Die für Hantaviren typische Erkrankung – grippeähnlich mit Nierenbeteiligung – wird Nephropathia epidemica genannt. Die Beschwerden treten meist zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf. Wie es bei Viruserkrankungen typisch ist, lassen sich nur die Symptome behandeln: etwa mit Mitteln gegen Schmerzen, Fieber oder Nierenprobleme.

Glücklicherweise verlaufen Hantavirus-Erkrankungen in Deutschland selten schwer und enden noch seltener tödlich. Beim Puumalavirus stirbt weniger als ein Promille der Infizierten und beim Dobrava-Belgrad-Virus der Kurkino-Variante weniger als ein Prozent. Auch sind beim Hantavirus Langzeitfolgen selten und betreffen dann vor allem die Nierenfunktion.

Das Hantavirus in Deutschland: zeitliche und regionale Spitzen

Hantavirus-Infektionen stehen in einem direkten Zusammenhang mit ihren tierischen Überträgern: je mehr Wirtstiere, desto mehr Krankheitsfälle. Die Häufigkeit von Hantavirus-Erkrankungen hängt damit indirekt vom Nahrungsangebot für Nagetiere wie den Rötelmäusen ab. Ist es in einem bestimmten Jahr oder in einer bestimmten Gegend groß, vermehren sich die Wirtstiere, die Menge an belastetem Kot in der Umwelt nimmt entsprechend zu und Infektionen mit Hantaviren werden häufiger.

Jährliche Schwankungen

Die Zahl der Wirtstiere und damit der Erkrankungsrate unterliegt regelmäßigen Schwankungen. Weil Hantavirus-Infektionen meldepflichtig sind, lassen sich diese Schwankungen gut nachvollziehen. Rund alle zwei bis drei Jahre kommt es zu einem Ausbruchsjahr mit hohen Fallzahlen. 2017 wurden 1.807 Fälle bundesweit gemeldet und 2018 nur noch 250. Im Jahr 2020 waren es wieder unter 300 und 2021 knapp 2.000 Fälle. Allerdings ist bei solchen Zahlen zu beachten, dass ein großer Teil der Hantavirus-Infektionen ohne Symptome oder ohne eindeutige Symptome abläuft. Solche Fälle bleiben oft unerkannt, so dass von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist.

Risikogebiete

Neben den Ausbruchsjahren gibt es auch Ausbruchsregionen, in denen sich Krankheitsfälle häufen. Generell sind ländliche Räume viel stärker betroffen als städtische und in Süd- und Westdeutschland kommen Hantaviren häufiger vor als in Nord- und Ostdeutschland.

Puumalavirus-Infektionen konzentrieren sich auf diese nordwest-, west- und süddeutschen Regionen:

  • Schwäbische Alb
  • Fränkische Alb
  • Unterfranken
  • Odenwald
  • Oberschwaben
  • Bayerischer Wald
  • Spessart
  • Osthessen
  • Westhüringen
  • Teutoburger Wald
  • Münsterland/Raum Osnabrück

Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad-Virus kommen nur in nordöstlichen Regionen Deutschlands vor, erreichen aber keine solchen Fallzahlen wie das Puumalavirus.

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Hantavirus: wie man einer Ansteckung vorbeugt (2024)

FAQs

Hantavirus: wie man einer Ansteckung vorbeugt? ›

Eine Übertragung auf Menschen erfolgt durch das Einatmen virushaltiger Luftpartikel, durch Bisse oder dadurch, dass verletzte Haut mit virushaltigem Staub oder Erde in Kontakt kommt. Außerdem ist eine Übertragung über Lebensmittel möglich, an denen Ausscheidungen infizierter Nager haften.

Wie vermeide ich Hantavirus Infektionen? ›

Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssen tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontami- nierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger ge- säubert werden. Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubent- wicklung möglichst einen eng anliegenden Mund- nasenschutz.

Wie wahrscheinlich ist Hantavirus? ›

Die durchschnittliche Seroprävalenz in der Bevölkerung beträgt 1%. Die Zahl der bundesweit nach IfSG übermittelten Hantavirus-Erkrankungen variiert von Jahr zu Jahr sehr stark und bewegte sich bisher zwischen einem Tiefstwert von 72 gemeldeten Fällen im Jahre 2006 und 2.825 gemeldeten Fällen 2012.

Was tun nach Kontakt mit Mäusekot? ›

Ausscheidungen von Nagetieren am besten mit Desinfektionsmittel besprühen und dann erst entsorgen. Nach solchen Arbeiten die Hände immer gründlich mit Wasser und Seife waschen.

Ist Hantavirus von Mensch zu Mensch übertragbar? ›

Eine Ansteckung kann durch Nagetierbisse, direkten Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen sowie durch das Einatmen von mit den Ausscheidungen vermischtem Staub erfolgen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher bei nur einem äußerst seltenen Hantavirus-Typ beschrieben.

Wie schnell bricht Hantavirus aus? ›

Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend? Erste Beschwerden zeigen sich in der Regel 2 bis 4 Wochen nach der Ansteckung, in Ausnahmefällen bereits nach 5 oder erst nach bis zu 60 Tagen.

Wie lange ist der Hantavirus ansteckend? ›

Diesen Übertragungsweg nennt man Zoonose. Die Viren werden von infizierten Nagern über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Außerhalb des Wirtskörpers können Hantaviren einige Tage ansteckend bleiben.

Wie kann man den Hantavirus feststellen? ›

Diagnose einer Hantavirus-Infektion

Bluttests zur Identifizierung des Virus helfen, die Diagnose zu bestätigen. Mithilfe anderer Bluttests wird die Funktion der Nieren und anderer Organe untersucht. Bei Verdacht auf Vorliegen des kardiopulmonalen Syndroms wird möglicherweise der Brustkorb geröntgt.

Wie lange mäusekot gefährlich? ›

Die häufigste Krankheit, die durch Mäusekot verursacht wird, ist die Hantavirus-Infektion, deren Inkubationszeit zwischen 7 Tagen und vier Wochen liegt. Überträger sind überwiegend die Rötelmäuse. Die Erkrankung äußert sich zunächst durch plötzlich auftretendes hohes Fieber, welches drei bis vier Tage anhält.

Was muss man beachten wenn man mäusekot entfernen? ›

Mäusekot und Nestmaterial Staub aufzuwir- beln. und -kot entfernen, besprühen Sie alles gründ- lich mit einem Desinfektionsmittel. So verhin- dern Sie, dass bei diesen Aktivitäten Virus- beladener Staub aufgewirbelt wird. bei Anwendung von Alkohol oder Haushalts- desinfektionsmitteln zerstört wird.

Was passiert wenn man mit mäusekot in Berührung kommt? ›

Der Mäusekot enthält Bakterien und Viren, die durch Kontakt mit Haut, Schleimhäuten oder Atemwegen auf den Menschen übertragen werden und dort meist schwere Krankheiten auslösen.

Wie viel mäusekot auf einmal? ›

Hausmäuse produzieren etwa 60-80 dieser Kotpillen am Tag. Findet man Kot in unterschiedlichen Größen, so kann das ein Indiz dafür sein, dass sich Mäuse in diesem Bereich vermehren.

Können sich Katzen mit dem Hantavirus infizieren? ›

Die Hauptüberträger sind Mäuse. Für eine Übertragung dieser Viren durch Hunde und Katzen auf den Menschen gibt es bis- her keine Hinweise, auch wenn diese Tiere bereits infiziert sind.

Wie gefährlich ist die Rötelmaus? ›

Rötelmäuse übertragen Hantaviren. Finden sie sehr viel Nahrung, vermehren sie sich stark und mit ihnen auch das Virus. Das Risiko, sich über einen Biss oder aufgewirbelten Kot zu infizieren, steigt.

Welches Desinfektionsmittel bei Hantaviren? ›

Zur Desinfektion sollte für die Hände- als auch die Flächendesinfektion ein Desinfektionsmittel mit begrenzt viruzider Wirksamkeit verwendet werden, da eine Wirkung gegenüber behüllten Viren notwendig ist.

Wie schützen gegen Hantavirus? ›

Schützen Sie sich bei der Reinigung mit enganliegenden Gummihandschuhen und ggf. mit einem passenden Mundnasenschutz, am besten mit einer FFP3-Maske. Entsorgen Sie tote Mäuse und belegte Mausefallen in einer Plastiktüte. Diese können Sie in den Hausmüll geben.

Was tötet Hantaviren ab? ›

So verhin- dern Sie, dass bei diesen Aktivitäten Virus- beladener Staub aufgewirbelt wird. bei Anwendung von Alkohol oder Haushalts- desinfektionsmitteln zerstört wird. So werden die Viren abgetötet und das Infektionsrisiko verringert.

Welche Maske schützt vor Hantavirus? ›

Durch weitere Schutzmaßnahmen, wie dem Tragen von Handschuhen und Atemschutzmasken (empfohlen wird eine FFP3-Maske, alternativ eine FFP2-Maske) sowie der Abdeckung von Wunden, können Infektionen mit dem Hantavirus verhindert werden. Nach Beendigung der Tätigkeiten sollte eine gründliche Händereinigung erfolgen.

Kann man Hantavirus heilen? ›

Wie wird eine Hantavirus-Infektion behandelt? Es gibt kein spezielles Medikament gegen Hantaviren. Lediglich die mit einer Infektion verbundenen Beschwerden wie Fieber und Schmerzen lassen sich mildern. In den äußerst seltenen Fällen, in denen Menschen schwer erkranken, wird man sie auf der Intensivstation behandeln.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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